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„Du wirst etwas sehen, das du noch nie gesehen hast, obwohl du schon viele Male daran vorbeigegangen bist“, versprach Michael Volz vom PKC den Kindern der Klasse 3 Dienstag vor den Pfingstferien. Und schon ging es mit ihm, der FSJlerin Jessica Kuge und der Klassenlehrerin Dagmar Nitsche los auf einen besonderen Ortsrundgang. Zeitreise inbegriffen.

Kaum waren wir in der Pforzheimer Straße, zeigte uns Herr Volz am Eingang eines Hauses eine Rille im steinernen Türrahmen. Hierin lag früher die Mesusa – eine Pergamentrolle mit einem jüdischen Gebet. Nicht weit entfernt in der Strombergstraße gab es noch mehr zu entdecken. Was heute ein Wohnhaus ist, waren früher Stall und Scheune. Er erzählte uns von den Menschen, die darin früher Tiere, Heu und Stroh unterbrachten und gleich daneben wohnten. So erfuhren wir vom Schicksal des jungen Adolf Herrmann und ein paar Hausnummern weiter auch von dem der Margot Stein. Beeindruckt hat uns ihr Pass, der sie als Jüdin klar kennzeichnete.

Anschließend betraten wir die Empore im PKC. Dort zeigte uns Jessica verschiedene Arten einer Mesusa und das in hebräischer Schrift geschriebene Gebet. Da wir nun schon genug gehört hatten, war es jetzt an der Zeit, selbst aktiv zu werden. Bei einem Museumsgang konnten wir selbst vieles an Gemeinsamkeiten zwischen den im PKC ausgestellten Fotos entdecken. Sie zeigen das, was der Vetter von Adolf bei seinem letzten Besuch seiner Verwandten in Freudental fotografiert hat. Klar, Familie und Freunde – das hätten wir an seiner Stelle auch fotografiert! Doch Heuernte und arbeitende Menschen? Das kam uns eher weniger in den Sinn. Dass die Fotos von Menschen erzählen, die vor langer Zeit hier gelebt haben, war für uns logisch. Schließlich waren sie schwarz-weiß und es war kein Mähdrescher drauf! Durch genaues Hinschauen und ein wenig Nachdenken war uns dann klar, dass sie zu diesem Zeitpunkt auch arm waren. Denn sonst hätten sie wohl kaum Ochs und Pferd zusammen vor den Wagen gespannt.

Am nächsten Tag ging unser Projekt weiter. Wir lernten eine Strophe aus dem Gedicht “Mein kleines Dorf” von Julius Marx kennen. Er hat damals auch in Freudental gelebt. Genau wie wir hat er auch gerne am Steinbach gespielt. Daher falteten wir ein Schiffchen mit der Strophe und setzten es in den Bach. Außerdem spielten wir noch Hüpfekästchen – mit jüdischen Buchstaben, die gleichzeitig auch Zahlen sind.

Das Kooperationsprojekt zwischen der Grundschule und dem PKC Ehemalige Synagoge Freudental führt uns in diesem Schuljahr zu verschiedenen Zeitpunkten ins PKC. Jedes Mal lernen wir ein wenig mehr über die jüdische Kultur und den jüdischen Glauben, über jüdische Menschen und uns selbst – egal welcher Religion.

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